Cannabis-Chemie: Cannabis-Getränkemischungen
Von Kylie Wolfe.
Die Geränkeabteilung im Supermarkt verändert sich ständig. Auch wenn in den Läden inzwischen schon ganze Regalgänge mit verschiedenen Softdrinks, Säften und Wasser gefüllt sind, sind neue Produkte auf dem Markt immer willkommen. In den letzten Jahren haben Gesundheit und Wohlbefinden für die Verbraucher an Bedeutung gewonnen, so dass süße Limonaden inzwischen durch gesündere Alternativen ersetzt werden.
Neben kalorienreduzierten Optionen mit natürlichen Inhaltsstoffen gibt es milchfreie und pflanzenbasierte Alternativen. Daneben finden sich Energie- und Sportgetränke, in denen Koffeein und Elektrolyte enthalten sind. Viele Unternehmen setzen inzwischen auch auf eine nachhaltige Verpackung. Gleichzeitig kommt eine ganz neue Kategorie hinzu: cannabishaltige Getränke.
Eine vielversprechende Branche
Der Cannabis-Getränkemarkt wächst und wird, laut Grand View Research, bis 2025 auf 2,8 Milliarden US-Dollar anwachsen. Daraus ergibt sich eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 17,8 Prozent.1
Aufgrund der veränderten Verbraucherinteressen steigen einige Unternehmen in diesen Bereich ein, um der Nachfrage nach Produkten dieser Kategorie gerecht zu werden. Im Januar 2021 hat die Molson Coors Beverage Company in Colorado eine Linie mit cannabishaltigem Wasser mit Kohlensäure auf den Markt gebracht, das nun in 17 weiteren Staaten vertrieben wird. Das Produkt wurde von Truss CBD USA hergestellt, ein Joint Venture von der Molson Coors Beverage Company und HEXO USA Inc., einem Unternehmen mit Sitz in Kanada. Im November 2021 hat Bedfellows Liquid Arts, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Truss CBD, zwei alkoholfreie cannabishaltige Getränke auf Bierbasis in Kanada auf den Markt gebracht. Auch die Lagunitas Brewing Company hat ein Produkt in diesem Bereich lanciert, das zucker- und kohlenhydratfrei ist.2
"Die Menschen nehmen es viel eher in die Hand und es wird Teil ihres Lebens und Alltags."
„Die Verwendung von Cannabis bietet so viele Vorteile. Wenn wir es sozial ansprechend verpacken, wie in einem Getränk, nehmen es die Menschen viel eher in die Hand und es wird Teil ihres Lebens und Alltags“,so Ted Whitney, Vize-Präsident im Bereich Vertrieb und Marketing bei Pacific Stone, einem Cannabis-Unternehmen, das in Kalifornien ansässig ist.
Cannabis-Chemie
Cannabidiol bzw. CBD ist eine nicht-psychoaktive chemische Verbindung, die in der Cannabispflanze vorkommt. Es kann zur Behandlung von Ängsten und Depressionen, Stress und Entzündungen verwendet werden. Dadurch ist es ein attraktiver Inhaltsstoff für gesundheitsbewusste Verbraucher. Hier sieht die Getränkeindustrie großes Potenzial.
Dennoch ist die Herstellung eines cannabishaltigen Getränks ein aufwändiger chemischer Prozess. Bioaktive Stoffe wie Terpenoide, Flavonoide und in diesem Fall Cannabinoide sind nicht gut löslich, was für die Hersteller eine Herausforderung darstellt.3
„Cannabisextrakt ist ein Öl, das von Natur aus hydrophob ist. Somit ist es schwierig, es den Getränken beizumischen. Im Augenblick ist das dominante Paradigma die Nanoemulgierung. Es werden Nano-Öl-Tröpfchen hergestellt und diese in Wasser dispergiert. Die Mischung ist allerdings nicht langzeitstabil“,erklärt Whitney.
Nach 90 Tagen kann die Emulsion beispielsweise entmischen und Ablagerungen entstehen. Aufgrund der Art des Emulsionssystems können Cannabinoide eine schlechtere Bioverfügbarkeit haben.
„Cannabis ist einfach schlecht wasserlöslich“,erläutert er. „Selbst wenn es sich in einer Flüssigkeit auflösen lässt, wird Cannabis vom menschlichen Körper nur dann gut aufgenommen, wenn es von Fetten umschlossen ist.“
Da zu erwarten ist, dass die Nachfrage nach cannabishaltigen Getränken weiter steigt – ein Ergebnis der umfassenden Verbraucherakzeptanz – bedarf es nicht nur mehr Lösungen für die Herstellung, sondern auch einer Qualitäts- und Sicherheitskontrolle.
Eine neue Kategorie managen
Auch wenn CBD in Kanada legal ist, erlauben nur wenige Staaten den Vertrieb von CBD-haltigen Getränken. Regulatorische Hürden zu managen, ist also ebenso Teil des Prozesses. Da die Industrie jedoch stetig wächst, muss es einfacher werden, solche Produkte auf den Markt bringen zu können. Technologische Fortschritte beispielsweise könnten den Herstellern helfen, Cannabinoide besser in Getränken zu verarbeiten.
„Der Getränkekonsum gilt inzwischen schon als normal. Die Menschen fühlen sich sehr wohl, wenn sie nach der Arbeit mit einem zischenden Getränk entspannen können“,sagt Whitney, der auch im Bereich Craft Bier Erfahrungen hat.
Auch wenn wir immer noch vor Herausforderungen stehen, die es zu überwinden gilt, einschließlich einer Menge sozialer Stigmatas, sind die Experten der Getränkeindustrie bereit, eine neue Kategorie für leidenschaftliche Verbraucher hervorzubringen – und manch einer tut es bereits.
Kylie Wolfe ist bei Thermo Fisher Scientific als Copywriterin tätig.
Quellangaben
1. Autor unbekannt. (Januar 2020). Cannabis Beverages Market Growth & Trends. Grand View Research. https://www.grandviewresearch.com/press-release/global-cannabis-beverages-market
2. Shoup, Mary Ellen. (November 2021). Molson Coors-backed Veryvell CBD sparkling water gains steam in evolving market. Food Navigator USA. https://www.foodnavigator-usa.com/Article/2021/11/22/Molson-Coors-backed-Veryvell-CBD-sparkling-water-gains-steam-in-evolving-market
3. Autor unbekannt. Aufgerufen im März 2022 The Art and Science of Cannabis Beverages. Le Herbe. https://www.newcannabisventures.com/wp-content/uploads/white_paper_ascb_v9.pdf